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Aufgrund der Digita­li­sie­rung durch­lebt der Einkauf enorme Verän­de­run­gen. Als Unter­neh­men ist es wichtig, sich diese Änderun­gen bewusst zu machen und die nötige Prozess­op­ti­mie­rung vorzu­neh­men, um durch­ge­hend eine effek­ti­ve und effizi­en­te Arbeits­wei­se zu ermöglichen.

Wie die Digita­li­sie­rung den Einkauf verändert

Die zentra­le Aufga­be des Einkaufs ist es, Unter­neh­men mit ihren benötig­ten Gütern zu versor­gen. Daraus ergeben sich 6 Kernauf­ga­ben:

  1. Bedarfs­er­mitt­lung
  2. Beschaf­fungs­markt­for­schung
  3. Analy­se und Bewer­tung der Make or Buy-Frage
  4. Vertrags­ver­ein­ba­rung und Bestellabwicklung
  5. Liefe­ran­ten­ma­nage­ment
  6. Strate­gi­sches Einkaufs­ma­nage­ment und ‑control­ling

Die Einkaufs­pro­zes­se haben sich aufgrund der Digita­li­sie­rung stark verän­dert. Während der tradi­tio­nel­le Einkauf komplett analog erfolg­te, ist die techni­sche Unter­stüt­zung der Aufga­ben­fel­der mittler­wei­le ein wichti­ger Bestand­teil des Prozes­ses und nicht wegzudenken.

Die techno­lo­gi­schen Entwick­lungs­stu­fen lassen sich in vier Phasen unterteilen:

  • Einkauf 1.0 (Tradi­tio­nell)
  • Einkauf 2.0 (1970er Jahre)
  • Einkauf 3.0 (1990er/2000er Jahre)
  • Einkauf 4.0 (Heute)

Was verbirgt sich hinter diesen Begriffen?

Begriff

Beschrei­bung

Merkma­le

Einkauf 1.0: Traditionell

Tradi­tio­nel­ler Einkauf ohne techno­lo­gi­sche Hilfsmittel

  • Manuel­le Tätigkeiten
  • Keine relevan­te techno­lo­gi­sche Unterstützung
  • Physi­sche Bestel­lun­gen, handschrift­li­che Aufzeich­nun­gen und persön­li­che Kommu­ni­ka­ti­on mit Lieferanten

Einkauf 2.0: 1970er Jahre

Tradi­tio­nel­ler Einkauf mit auf Einzel­auf­ga­ben fokus­sier­te Systemunterstützung

  • Punktu­el­le System­un­ter­stüt­zung (MRP)
  • Verein­fa­chung Einzelaufgaben
  • Isolier­tes Einsatzgebiet

Einkauf 3.0: 1990er / 2000er Jahre

Einkauf mit unter­neh­mens­wei­ter Verknüp­fung und einer Automa­ti­sie­rung opera­ti­ver Prozesse

  • Nutzung von Compu­tern für integrier­te Planung und Kommu­ni­ka­ti­on (ERP)
  • Nutzung von E‑Pro­cu­re­ment-Software
  • Punktu­el­le Liefe­ran­ten­an­bin­dung via Internet

Einkauf 4.0: Heute

Weiter­ent­wick­lung und zuneh­men­de Verbrei­tung der 3. Stufe sowie zahlrei­che techni­sche Neuerungen

  • Prozess­ab­bil­dung vollstän­dig mittels E‑Procurement
  • Intel­li­gent-autono­me Bestell­ab­läu­fe (Analy­tics, Big Data)
  • Nutzung E‑Commerce und virtu­el­le Marktplätze
  • Digita­le Liefe­ran­ten­in­te­gra­ti­on via Cloud
  • Aufbau verläss­li­cher digita­ler Vertrags-/Geschäfts­mo­del­le

Quelle: vgl. S.11 Kleemann, F. C. & Glas, A. H. (2020). Einkauf 4.0. In Essentials.

In den frühen Stufen fokus­sier­ten sich die techni­schen Lösun­gen oft auf die Automa­ti­sie­rung opera­ti­ver Aufga­ben wie zum Beispiel das Verein­fa­chen von Bestelllösungen.

Im Einkauf 4.0 spielt die intel­li­gen­te und autono­mie­ge­stütz­te Techno­lo­gie, einschließ­lich digita­ler Schnitt­stel­len zu Beschaf­fungs­märk­ten, eine zentra­le Rolle.

Dies ermög­licht nicht nur eine autono­me Gestal­tung von Einkaufs­pro­zes­sen, sondern verän­dert auch die strate­gi­sche Ebene des Einkaufs, samt Organi­sa­ti­on, Beschaf­fungs­ob­jek­ten und Lieferantenbeziehungen.

Der Einkauf 4.0 wird daher als techno­lo­gi­sche Basis betrach­tet, die sowohl autono­mes Arbei­ten als auch Verän­de­run­gen auf strate­gi­scher Ebene ermöglicht.

Heraus­for­de­run­gen des digita­len Wandels

Der Einkauf ist mit zwei großen Verän­de­run­gen konfron­tiert: die Digita­li­sie­rung der eigenen Prozes­se im Einkauf und die des Beschaf­fungs­port­fo­li­os, also die Auswahl der Produk­te und Materia­li­en, die der Einkauf für das Unter­neh­men besorgt.

Die steigen­de Nachfra­ge nach digita­len Produk­ten und Lösun­gen erfor­dert eine Anpas­sung des Portfo­li­os. Neue Produk­te, Kompo­nen­ten, Rohstof­fe und sogar neue Techno­lo­gien wie 3D-Drucker gehören dazu.

Folgen­de Heraus­for­de­run­gen ergeben sich, laut der Vorstu­die zum Einkauf 4.0 des Fraun­ho­fer Insti­tuts (2016):

Inter­ne Vernetzung

Der Einkauf muss sich intern mit anderen Abtei­lun­gen vernet­zen, um Fachwis­sen zu erlan­gen und relevan­te Infor­ma­tio­nen zu sammeln. Dies erfor­dert eine gute Zusam­men­ar­beit und Kommu­ni­ka­ti­on inner­halb des Unternehmens.

Exter­ne Vernetzung

Das gebün­del­te Wissen soll zudem genutzt werden, um sich an entspre­chen­de Liefe­ran­ten zu wenden und die Beschaf­fung neuer Produk­te zu ermöglichen.

Know-How

Quali­fi­ka­ti­ons­maß­nah­men, Schulun­gen und Weiter­bil­dun­gen sind notwen­dig, um auf dem neues­ten Stand über die Techno­lo­gien und Syste­me zu bleiben.

Erwei­te­rung des Lieferantenportfolios

Mit der Einfüh­rung neuer Produk­te müssen auch neue Liefe­ran­ten gefun­den und ins Portfo­lio aufge­nom­men werden. Dies erfor­dert eine Erwei­te­rung des Liefe­ran­ten­netz­werks und eine effek­ti­ve horizon­ta­le Vernetzung.

Insge­samt sind der Erwerb und die Anwen­dung von Wissen im Einkauf essen­zi­ell, um den Anfor­de­run­gen der Digita­li­sie­rung und neuen Geschäfts­mo­del­len gerecht zu werden.

Mit 6 Schrit­ten zur Prozessoptimierung

Zwar kann sich die eigent­li­che Vorge­hens­wei­se der Prozess­op­ti­mie­rung von Unter­neh­men zu Unter­neh­men unter­schei­den, doch generell lassen sich die Phasen grob wie folgt unterteilen:

1. Identi­fi­zie­rung der Prozesse

Feststel­len und benen­nen der Strategie‑, Kern- und Unter­stüt­zungs­pro­zes­se inner­halb der Einkaufsorganisation.

2. Messung der Prozessleistung

Bewer­tung der Prozess­leis­tung mithil­fe geeig­ne­ter Maßstä­be, um die Ergeb­nis­se des Prozess­ma­nage­ments zu bestimmen.

3. Analy­se und Verbes­se­rung der Prozesse

Überprü­fung der gemes­se­nen Ergeb­nis­se, Identi­fi­zie­rung von Verbes­se­rungs­mög­lich­kei­ten und Umgestal­tung der definier­ten Prozesse.

4. Anpas­sung von Organi­sa­ti­on und Strukturen

Umstruk­tu­rie­rung der Einkaufs­or­ga­ni­sa­ti­on, um die neuen Prozes­se und Metho­den zu integrieren.

5. Veran­ke­rung des Prozessdenkens

Förde­rung einer verän­der­ten Denk- und Arbeits­wei­se aller Mitar­bei­ter im Einkauf, um in den neuen Prozes­sen effek­tiv arbei­ten zu können.

6. Konti­nu­ier­li­ches Prozessmanagement

Sicher­stel­len, dass die Analy­se bestehen­der Prozes­se zur Identi­fi­ka­ti­on von Verbes­se­rungs­po­ten­zia­len nicht nur einma­lig, sondern konti­nu­ier­lich durch­ge­führt wird, um den ständig ändern­den Gegeben­hei­ten gerecht zu werden.

Vortei­le und Ziele

Der Kern für den Geschäfts­er­folg eines Unter­neh­mens ist das Optimie­ren von Arbeits­ab­läu­fen.

Wichti­ge Ziele einer Prozess­op­ti­mie­rung sind:

  • Effizi­en­te­re Arbeits­wei­se bspw. durch verein­fach­te Kommu­ni­ka­ti­on oder verbes­ser­te Datenqualität
  • Schnel­le­re Reakti­on auf Marktänderungen
  • Erhöh­te Trans­pa­renz in der Lieferkette
  • Kosten­re­duk­ti­on
  • Quali­täts­stei­ge­rung
  • Kunden­zu­frie­den­heit

Die Struk­tu­rie­rung von Abläu­fen im Einkauf sowie in der Zusam­men­ar­beit mit anderen Abtei­lun­gen und exter­nen Partnern ist entschei­dend. Ziel ist es, sicher­zu­stel­len, dass sämtli­che Prozess­schrit­te nahtlos aufein­an­der abgestimmt sind und eine effizi­en­te Verknüp­fung zwischen den verschie­de­nen Einkaufs­pro­zes­sen entsteht.

Die Entwick­lung des Einkaufs 4.0 bietet für Prozes­se enorme Vortei­le und Optimierungspotenzial.

So lassen sich beispiels­wei­se betriebs­in­ter­ne Einkaufs­pro­zes­se digital effizi­en­ter erfas­sen und automa­ti­sie­ren, was einen deutli­chen Wettbe­werbs­vor­teil ermöglicht.

Prozessoptimierung im Einkauf

Damit bietet sich die Gelegen­heit, neue Geschäfts­po­ten­zia­le zu identi­fi­zie­ren und den Fokus auf strate­gi­sche Aufga­ben zu legen.

Wichtig ist zu beach­ten, dass die Beschäf­tig­ten auf die umfas­sen­den Daten­schutz­vor­ga­ben aufmerk­sam gemacht und zudem entspre­chend geschult werden müssen.

Am besten infor­miert man die Mitar­bei­ter frühzei­tig und bezieht sie aktiv ein. Dann steht dem Wandel nichts im Wege!

Schließ­lich werden die Mitar­bei­ter beispiels­wei­se von lästi­ger Dokumen­ten­ver­ar­bei­tung entlas­tet. Sie können ihre Aufga­ben effizi­en­ter und stress­frei erledigen.

Mithil­fe der Digita­li­sie­rung kann das Unter­neh­mens­po­ten­zi­al langfris­tig voll ausge­schöpft werden.

Unser Fazit

In Zeiten des digita­len Wandels ist es als Unter­neh­men essen­zi­ell sich anzupas­sen. Damit verschaf­fen Sie sich nicht nur einen Wettbe­werbs­vor­teil, sondern gewähr­leis­ten zufrie­de­ne Mitar­bei­ter, effizi­en­te Arbeits­pro­zes­se und damit eine vollstän­di­ge Ausschöp­fung Ihres Potenzials.

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Über den Autor

Rainer Lothmann

Rainer Lothmann ist Gründer, Unternehmer und Geschäftsführer. Mit DigiLOTH unterstützt er Unternehmen bei der Automatisierung Ihrer Geschäftslogik und Entwicklung von Konfiguratoren.

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