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Die Bedarfs­ana­ly­se ist ein essen­zi­el­ler Schritt in diver­sen Branchen, um gezielt auf Nachfra­gen oder Wünsche zu reagie­ren. Folgen­des Zitat verdeut­licht, warum sie nicht ausge­las­sen werden sollte.

Ohne eine Bedarfs­ana­ly­se ist es wie eine Autofahrt mit verbun­de­nen Augen.

Joern Kettler

Mit Empathie verkau­fen: Emotio­na­le Intel­li­genz als Sales-Code – so finden Sie den besten Zugang zum Kunden, Sprin­ger Gabler, 2021, S.26

Was ist eine Bedarfsanalyse?

Bei der Bedarfs­ana­ly­se handelt es sich um ein Verfah­ren, das den Bedarf an Waren, Perso­nal oder Dienst­leis­tun­gen ermittelt.

Je nach Projekt kann sie sich auf eine bestimm­te Region, einen Zeitraum oder auch auf spezi­fi­sche Perso­nen­grup­pen beziehen.

Sie dient zum Verste­hen und Analy­sie­ren von gegen­wär­ti­gen Bedürf­nis­sen, Wünschen, Erwar­tun­gen oder Nachfragen.

Ebenso können Infor­ma­tio­nen zu zukünf­ti­gen Bedürf­nis­sen abgelei­tet werden. Bedarfs­ana­ly­sen sind beson­ders im Verkaufs­ge­spräch von Relevanz.

Ein Beispiel aus der Automobilindustrie

Ein Automo­bil­her­stel­ler führt eine Bedarfs­ana­ly­se durch, um die Nachfra­ge nach Elektro­fahr­zeu­gen zu ermit­teln. Durch Markt­for­schung, Kunden­be­fra­gun­gen und Trends in der Automo­bil­bran­che identi­fi­ziert das Unter­neh­men den Bedarf an umwelt­freund­li­chen Fahrzeugen.

Basie­rend auf dieser Analy­se entschei­det der Herstel­ler, seine Produk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten für Elektro­au­tos zu erhöhen und verstärkt in die Entwick­lung dieser Fahrzeu­ge zu inves­tie­ren, um den steigen­den Bedarf am Markt zu befriedigen.

Wichtig

Bedarfs­ana­ly­sen dürfen nicht mit Bedarfs­er­mitt­lun­gen gleich­ge­setzt werden. Diese bezie­hen sich auf das Ermit­teln von Verbrauchsmaterial.

Wichti­ge Ziele

Die Durch­füh­rung einer Bedarfs­ana­ly­se ist von entschei­den­der Bedeu­tung, um aktuel­le sowie zukünf­ti­ge Bedürf­nis­se zu erken­nen.

Ein weite­res Ziel ist die Progno­se der zukünf­ti­gen Nachfra­ge.

Dadurch sind Organi­sa­tio­nen in der Lage, sich frühzei­tig auf Verän­de­run­gen einzu­stel­len und fundier­te Entschei­dun­gen zu treffen.

Die Identi­fi­ka­ti­on von Handlungs­be­darf ist ein direk­tes Ergeb­nis der Bedarfs­ana­ly­se, was Organi­sa­tio­nen ermög­licht, geeig­ne­te Maßnah­men abzulei­ten und auf erkann­te Bedürf­nis­se zu reagieren.

Zudem bieten die gewon­ne­nen Erkennt­nis­se aus der Bedarfs­ana­ly­se die Möglich­keit zur Optimie­rung von Prozes­sen, sei es inner­halb der Organi­sa­ti­on selbst oder auf dem Markt.

Das Unter­neh­men kann auf effizi­en­te Weise bestehen­de Abläu­fe verbes­sern und ihre Gesamt­leis­tung steigern.

Metho­den der Bedarfsanalyse

Das Feststel­len des Bedarfs ist ein komple­xer Prozess, der sich in indirek­te und direk­te Metho­den einteilt.

Während bei den indirek­ten Metho­den Sekun­där­da­ten (also bereits vorhan­de­ne Infor­ma­tio­nen) recher­chiert und zusam­men­ge­tra­gen werden, bezie­hen sich direk­te Metho­den auf das Erfas­sen neuer origi­nä­rer Daten.

Wichtig

Bevor letzte­res durch­ge­führt wird, ist es wichtig zu überprü­fen, ob bereits Daten vorhan­den sind, die verwen­det werden können.

Indirek­te Metho­den ermög­li­chen es, schnell und (im Vergleich zur direk­ten Varian­te) kosten­güns­tig in das Problem­feld einzu­tau­chen und sich einen Überblick über verschie­de­ne Aspek­te zu verschaf­fen. Wenn syste­ma­tisch vorge­gan­gen wird, hat man mit relativ gerin­gem Aufwand die nötigen Daten beisammen.

Hierbei sind elemen­ta­re Quellen Inter­net, Litera­tur­re­cher­che und die passen­den Daten­ban­ken.

Mithil­fe von empiri­schen Verfah­ren wie Inter­views oder Befra­gun­gen werden exklu­si­ve aktuel­le Daten ermit­telt. Es handelt sich um direk­te Metho­den. Sie bieten gezielt die nötigen Informationen.

Demnach ist auch der Zeit- und Kosten­auf­wand deutlich höher. So müssen beispiels­wei­se Exper­ten beim Planen, Umset­zen und Auswer­ten einbe­zo­gen werden, um einen fehler­frei­en optima­len Prozess zu ermöglichen.

Indirek­tes Verfahren

Direk­tes Verfahren

Beschrei­bung

Ermitt­lung von Sekun­där­da­ten mittels Recherche

Erfas­sen eigener Daten mittels quali­ta­tiv und/oder quanti­ta­tiv empiri­scher Verfahren

Vortei­le

  • kosten­güns­tig
  • zeitef­fi­zi­ent
  • verschie­de­ne Einblicke
  • zielge­rich­te­te Datenermittlung
  • exklu­siv
  • aktuell

Nachtei­le

  • beschränkt auf vorhan­de­ne Daten
  • eventu­ell veral­te­te Daten
  • kosten­in­ten­siv
  • zeitauf­wen­dig
  • Exper­ten notwendig

Bei den direk­ten Metho­den wird zwischen quali­ta­ti­ven und quanti­ta­ti­ven Ansät­zen unter­schie­den. Zum quali­ta­ti­ven Verfah­ren zählen Inter­views, Fokus­grup­pen (Gespräch mit einer kleinen Teilneh­mer­zahl) sowie Beobachtungen.

Durch das Erheben von Meinun­gen und Erfah­run­gen erzielt man ein tiefes Verständ­nis des Bedarfs.

Mit quanti­ta­ti­ven Verfah­ren (bspw. Frage­bö­gen, Umfra­gen oder Experi­men­ten) wird eine syste­ma­ti­sche Analy­se durch­ge­führt. Das Ziel ist es, statis­ti­sche und numeri­sche Daten zu ermitteln.

Demzu­fol­ge gibt es passend zu den Metho­den offene Fragen, die mit eigenen Worten beant­wor­tet werden oder geschlos­se­ne Fragen mit vorge­ge­be­nen Antwortoptionen.

Die nachfol­gen­de Tabel­le bietet eine Übersicht über beide Verfahren.

Quali­ta­ti­ves Verfahren

Quanti­ta­ti­ves Verfahren

Beschrei­bung

  • Erhebung von subjek­ti­ven Einschät­zun­gen und Erfahrungen
  • Bietet tiefes Verständnis
  • Erhebung stati­scher Daten
  • Syste­ma­ti­sche Analyse

Stich­pro­be

Wenige Teilneh­mer

Viele Teilneh­mer

Fragen

Offene Fragen

Geschlos­se­ne (oder Multi­ple-Choice) Fragen

Beispie­le

  • Inter­views
  • Beobach­tun­gen
  • Fokus­grup­pen
  • Frage­bo­gen
  • Experi­men­te
  • Umfra­gen

Die Grafik veran­schau­licht visuell, in welche Bestand­tei­le sich die Bedarfs­ana­ly­se unterteilt.

Bestandteile einer Bedarfsanalyse

Um eine geeig­ne­te Metho­de zu ermit­teln, sollten folgen­de Fragen beant­wor­tet werden.

In 3 Schrit­ten zur richti­gen Methode

  • Frage­stel­lun­gen sammeln:
    Welche Fragen müssen beant­wor­tet werden? Gibt es bereits Daten und Infor­ma­tio­nen zu den Frage­stel­lun­gen oder müssen diese selbst erhoben werden?
  • Rahmen­be­din­gun­gen:
    Welche Ressour­cen (zeitlich und finan­zi­ell) stehen zur Verfü­gung? Ist das Know-How vorhan­den oder müssen Fortbil­dun­gen durch­ge­führt werden? Ist ein exter­ner Exper­te notwendig?
  • Auswahl:
    Welche Metho­de eignet sich, um die Ziele zu errei­chen? Stimmen die gewünsch­ten Metho­den mit den Rahmen­be­din­gun­gen überein?

Sofern die nötigen Ressour­cen vorhan­den sind, ist es sinnvoll verschie­de­ne Metho­den zu kombinieren.

Bedarfs­ana­ly­sen im Verkauf

Bedarfs­ana­ly­sen spielen auch im Verkaufs­ge­spräch zur Ermitt­lung des Kunden­be­darfs eine wichti­ge Rolle, um die Erwar­tun­gen, Anfor­de­run­gen und Bedürf­nis­se des Kunden zu verste­hen und somit einen Überblick zu schaffen.

Vielfalt an Verträgen

In Branchen wie der Versi­che­rungs- oder Finanz­bran­che ist die Anzahl an verschie­de­nen Verträ­gen so hoch, dass eine Bedarfs­ana­ly­se für das Bestim­men des passen­den Vertrags unabding­bar ist.

Norma­ler­wei­se setzt sich die Bedarfs­ana­ly­se hier aus zwei Formen zusam­men: der telefo­ni­schen Vorana­ly­se und dem persön­li­chen Termin.

1. Telefo­ni­sche Voranalyse

Zu Beginn wird eine telefo­ni­sche Vorana­ly­se vorge­nom­men, um einen Termin zwischen Kunden und Verkäu­fer zu vereinbaren.

2. Persön­li­cher Termin

Beim persön­li­chen Termin findet die eigent­li­che Bedarfs­ana­ly­se statt. Hier stellt der Verkäu­fer geziel­te Fragen.

Bedarfsanalyse

Durch die Analy­se nimmt der Verkäu­fer eine neutra­le Haltung an und verdeut­licht, dass die Priori­tät auf dem Kunden­wunsch liegt. Neben der Ermitt­lung der Bedürf­nis­se trägt das Gespräch zu einer vertrau­ens­vol­len Bezie­hung bei.

Letzt­end­lich hilft sie zu ermit­teln, welche Produk­te oder Dienst­leis­tun­gen am besten zu den indivi­du­el­len Anfor­de­run­gen des Kunden passen.

Damit das Verkaufs­ge­spräch erfolg­reich wird, sollte folgen­des beach­tet werden.

Tipps

  • Stellen Sie offene Fragen, um den Kunden und seine Wünsche präzi­ser ermit­teln zu können.
  • Hören Sie aktiv zu und zeigen ehrli­ches Inter­es­se, indem Sie sich beispiels­wei­se auf Gesag­tes bezie­hen oder Notizen machen.
  • Präsen­tie­ren Sie verschie­de­ne Lösungen.
  • Garan­tie­ren Sie einen roten Faden, damit der Kunde den Durch­blick behält.

Unser Fazit

Wie bereits zu Beginn deutlich wird, bildet die Bedarfs­ana­ly­se eine Grund­la­ge für das Verständ­nis von Wünschen, Erwar­tun­gen und Bedürf­nis­sen einer Zielgrup­pe, um darauf aufbau­end Dienst­leis­tun­gen, Produk­te oder Ressour­cen effek­tiv zu planen.

Bedarfs­ana­ly­sen unter­tei­len sich in indirek­te und direk­te Metho­den, wobei letzte­res deutlich zeitauf­wen­di­ger ist. Im Gegen­satz zu einer Recher­che vorhan­de­ner Infor­ma­tio­nen, wie es bei der indirek­ten Metho­de der Fall ist, werden bei der direk­ten Metho­de neue Daten erhoben.

Um ein umfas­sen­des Bild zu erhal­ten, ist das Kombi­nie­ren von Metho­den vorteilhaft.

Im Verkaufs­ge­spräch ist es als Verkäu­fer wichtig, Kompe­tenz und Inter­es­se zu vermit­teln. Mit geziel­ten Fragen und einem freund­li­chen Auftre­ten wird das Gespräch zum Erfolg führen.

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Über den Autor

Rainer Lothmann

Rainer Lothmann ist Gründer, Unternehmer und Geschäftsführer. Mit DigiLOTH unterstützt er Unternehmen bei der Automatisierung Ihrer Geschäftslogik und Entwicklung von Konfiguratoren.

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