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Bei der Prozess­op­ti­mie­rung handelt es sich um einen syste­ma­ti­schen Ansatz zur Verbes­se­rung von Abläu­fen, mit dem Ziel Effizi­enz und Produk­ti­vi­tät zu steigern.

Dafür werden bestehen­de Abläu­fe analy­siert und verbes­sert, verzicht­ba­re Schrit­te elimi­niert und Durch­lauf­zei­ten verkürzt.

Bekann­te Metho­den sind Six Sigma, Kaizen und Lean Manage­ment.

Warum sich die Prozess­op­ti­mie­rung langfris­tig lohnt – sei es für Unter­neh­men, öffent­li­che Betrie­be oder sogar den Privat­haus­halt –, veran­schau­li­chen Beispie­le und bewähr­te Prozes­se aus der Praxis.

Allge­mei­ne Beispie­le in Unternehmen

Prozess­op­ti­mie­run­gen können in vielen Berei­chen durch­ge­führt werden. Die folgen­de Tabel­le bietet eine Übersicht mit allge­mei­nen Beispie­len in verschie­de­nen Unternehmensbereichen.

Bereich

Beispie­le zur Prozessoptimierung

Zugehö­ri­ge KPIs

Perso­nal­ma­nage­ment

Einfüh­rung einer digita­len Perso­nal­ver­wal­tung, um die Auswahl­kri­te­ri­en zu standar­di­sie­ren und den Bewer­bungs­pro­zess zu beschleunigen

  • Durch­lauf­zeit des Bewerbungsprozesses
  • Kosten pro Einstellung
  • Mitar­bei­ter­zu­frie­den­heit

Kunden­ser­vice

Umset­zung eines Portals, um häufig gestell­te Fragen zu beant­wor­ten und Anfra­gen effizi­en­ter zu verarbeiten

  • Bearbei­tungs­zeit für Kundenanfragen
  • Kunden­zu­frie­den­heits­ra­te
  • Anzahl der wieder­keh­ren­den Anfragen

Konstruk­ti­ons­pro­zess

Konfi­gu­ra­tor

  • Konstruk­ti­ons­zeit

Ferti­gungs­pro­zess

Überar­bei­tung der Produk­ti­ons­li­nie, um Engpäs­se zu verrin­gern und die Produk­ti­on flexi­bler zu gestalten

  • Durch­satz­ra­te (Output pro Zeiteinheit)
  • Engpass­ana­ly­se und ‑besei­ti­gung
  • Flexi­bi­li­tät der Produktion

Finanz­pro­zes­se

Einfüh­rung von Automa­ti­sie­rungs­me­tho­den für die Buchhal­tung, um Fehler zu reduzie­ren und Finanz­pro­zes­se zu beschleunigen

  • Fehler­quo­te in der Buchhaltung
  • Durch­lauf­zeit für finan­zi­el­le Transaktionen
  • Kosten­er­spar­nis­se durch Automatisierung

Liefer­ket­ten­ma­nage­ment

Verfol­gung von Waren und Imple­men­tie­rung von Echtzeit-Daten­ana­ly­sen, um Engpäs­se vorherzusagen

  • Liefer­zu­ver­läs­sig­keit
  • Lager­be­stands­kos­ten im Verhält­nis zum Umsatz
  • Vorher­sa­ge­ge­nau­ig­keit für Lieferengpässe

Projekt­ma­nage­ment

Imple­men­tie­rung von Projekt­ma­nage­m­ent­soft­ware für besse­re Planung, Zusam­men­ar­beit und Ressourcennutzung

  • Projekt­durch­lauf­zeit
  • Ressour­cen­aus­las­tung
  • Projekt­kos­ten im Verhält­nis zum Budget

Wie die Beispie­le verdeut­li­chen, hat die Besei­ti­gung überflüs­si­ger Prozes­se und die Optimie­rung eine Vielzahl von Vorteilen.

Vortei­le

  • Effizi­enz­stei­ge­rung
  • Kosten­re­duk­ti­on
  • Verbes­ser­te Produktivität
  • Quali­täts­ver­bes­se­rung
  • Mitar­bei­ter­zu­frie­den­heit

Konkre­te Beispie­le für eine Prozessoptimierung

Folgen­de Beispie­le sollen das Prinzip der Optimie­rung verein­facht darstellen.

Optimie­rung im Privathaushalt

Prozess­op­ti­mie­run­gen sind typischer­wei­se mit betrieb­li­chen Abläu­fen verbun­den, jedoch lassen sich ihre Prinzi­pi­en auch erfolg­reich auf den priva­ten Alltag anwen­den. Hier ein einfa­ches Beispiel einer fikti­ven Familie:

Ausgangs­si­tua­ti­on

Ein Famili­en­haus­halt stellt fest, dass ihr unstruk­tu­rier­ter Tages­ab­lauf zu ineffi­zi­en­ten Abläu­fen bei der Hausar­beit, Unord­nung, Stress und Überlas­tung führt.

Ziele

Sie möchten die tägli­che Unord­nung reduzie­ren und bei der Hausar­beit möglichst viel Zeit sparen.

Maßnah­men

Um diese Ziele zu errei­chen, können verschie­de­ne Maßnah­men ergrif­fen werden. Die Einfüh­rung eines struk­tu­rier­ten Zeitplans und einer To-Do-Liste hilft, Aufga­ben zu organi­sie­ren und gleich­mä­ßig auf alle Famili­en­mit­glie­der zu vertei­len. Zusätz­lich werden moder­ne Reini­gungs­mit­tel, Werkzeu­ge und Geräte wie Saugro­bo­ter verwendet.

Auswir­kun­gen

Die Optimie­rungs­maß­nah­men führen zu einer Minimie­rung der Unord­nung, einem Zeiter­spar­nis und einer entlas­te­ten Arbeits­last für alle Familienmitglieder.

Optimie­rung in öffent­li­chen Einrichtungen

In öffent­li­chen Einrich­tun­gen wie Kranken­häu­sern oder Pflege­ein­rich­tun­gen ist die Durch­füh­rung von Prozess­op­ti­mie­run­gen ebenso relevant. Dies wird anhand einer Optimie­rung von Prozes­sen in einem Kranken­haus illustriert.

Ausgangs­si­tua­ti­on

Ein Kranken­haus erkennt, dass ineffi­zi­en­te Abläu­fe und subop­ti­ma­le Prozes­se zu länge­ren Warte­zei­ten, Überlas­tung des Perso­nals und einer mögli­chen Verschlech­te­rung der Patien­ten­ver­sor­gung führen.

Ziele

Das Ziel besteht darin, die Patien­ten­ver­sor­gung zu verbes­sern, Warte­zei­ten zu verkür­zen und die Effizi­enz der Abläu­fe zu steigern, um eine optima­le Nutzung der Ressour­cen zu gewährleisten.

Maßnah­men

Um diese Ziele zu errei­chen, werden verschie­de­ne Maßnah­men ergrif­fen. Die Einfüh­rung eines durch­dach­ten Manage­ment­sys­tems für den Patien­ten­fluss, die Imple­men­tie­rung digita­ler Patien­ten­ak­ten für einen nahtlo­sen Infor­ma­ti­ons­aus­tausch und die Schulung des Perso­nals in effizi­en­ten Arbeits­me­tho­den sind entschei­den­de Schrit­te. Darüber hinaus kann der Einsatz von moder­ner Techno­lo­gie wie Teleme­di­zin die Diagno­se- und Beratungs­pro­zes­se optimieren.

Auswir­kun­gen

Die Optimie­rungs­maß­nah­men führen zu verkürz­ten Warte­zei­ten für die Patien­ten, einer effizi­en­te­ren Nutzung der Ressour­cen und einer Entlas­tung des medizi­ni­schen Perso­nals. Das führt letzt­end­lich zu einer verbes­ser­ten Patientenversorgung.

Beispie­le aus der Praxis

Dass sich Prozess­op­ti­mie­rung bewährt, zeigen auch Erfolgs­ge­schich­ten aus der Praxis.

Tesla: Effizi­enz der Angestellten

Im Jahr 2018 hatte der Autoher­stel­ler Tesla, Inc. die Heraus­for­de­rung das Elektro­au­to Model 3 der Nachfra­ge entspre­chend zu produ­zie­ren. Neben mehr Produk­ti­ons­mit­tel war es notwen­dig, die Geschäfts­pro­zes­se zu optimie­ren, um die Produk­ti­vi­tät und Effizi­enz zu verbes­sern – insbe­son­de­re hinsicht­lich der Mitarbeiter.

In einer E‑Mail an seine Angestell­ten nannte der CEO Elon Musk 7 Tipps, um ihre Produk­ti­vi­tät zu steigern:

  • Auf große Meetings verzich­ten, sofern sie keinen Mehrwert bieten.
  • Häufig­keit von Meetings reduzie­ren, außer es handelt sich um eine dringen­de Angelegenheit.
  • Wenn die Mitar­bei­ter keinen Mehrwert beisteu­ern, sollten sie das Meeting oder den Anruf verlassen.
  • Unsin­ni­ger Jargon, der Erklä­run­gen erfor­dert, sollte nicht verwen­det werden.
  • Es soll über den kürzes­ten Weg kommu­ni­ziert werden, statt auf die Vorge­setz­ten­ket­te zu achten.
  • Direk­te Kommu­ni­ka­ti­on zwischen den Abteilungen.
  • Sich an seinem gesun­den Menschen­ver­stand orien­tie­ren, statt Regeln zu befol­gen, die in der Situa­ti­on unpas­send erscheinen.

Des Weite­ren erfolg­te eine Analy­se der Liefe­ran­ten und Auftrag­neh­mer, wobei Musk bekannt gab, dass jene, die nicht den hohen Quali­täts­stan­dard von Tesla erfül­len, gekün­digt werden sollen.

Die Verän­de­run­gen optimier­ten den Manage­ment­pro­zess und ermög­lich­ten neue Produk­ti­ons­re­kor­de für das Model 3.

Toyota: Das Toyota-Produktionssystem

Bei dem Toyota-Produk­ti­ons­sys­tem handelt es sich um eine weltweit bekann­te Produk­ti­ons­phi­lo­so­phie, mit dem Ziel, hochqua­li­ta­ti­ve Produk­te kosten­ef­fi­zi­ent zu fertigen.

Die drei M’s

Die Ziele sollen erreicht werden durch die Vermei­dung von Muda (Verschwen­dung), Mura (Inkon­sis­tenz) und Muri (Überlas­tung).

Das System entstand in den 1950er-Jahren aufgrund einer Ressour­cen­knapp­heit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die zentra­len Kompo­nen­ten sind:

Just-in-Time (JIT):

Produk­te werden genau dann produ­ziert, wenn sie benötigt werden, um Lager­be­stän­de zu minimie­ren und Verschwen­dung zu reduzieren.

Kanban-System:

Das Kanban-System ist ein visuel­les Steue­rungs­sys­tem, das den Materi­al­fluss und die Produk­ti­on in Echtzeit steuert. Es ermög­licht das Elimi­nie­ren überflüs­si­ger Materialbestände.

Kaizen

Kaizen ist die japani­sche Bezeich­nung für das Prinzip der konti­nu­ier­li­chen Verbes­se­rung auf allen Ebenen eines Unternehmens.

Jidoka

Jidoka (Autono­ma­ti­on) bedeu­tet, dass Maschi­nen so konzi­piert sind, dass sie bei Auftre­ten von Proble­men automa­tisch gestoppt werden. Dies ermög­licht eine sofor­ti­ge Fehler­er­ken­nung und ‑behebung.

Mit dem innova­ti­ven Toyota-Produk­ti­ons­sys­tem gilt Toyota als globa­ler Vorrei­ter für Lean Produc­tion und Lean Manage­ment in den verschie­dens­ten Branchen.

Unser Fazit

Die darge­leg­ten Beispie­le zeigen, dass Prozess­op­ti­mie­run­gen in allen wirtschaft­li­chen Einhei­ten Anwen­dung finden. Durch diese Optimie­run­gen können nicht nur Kosten und Zeit einge­spart werden, sondern sie gewähr­leis­ten auch langfris­tig eine effek­ti­ve und effizi­en­te Durch­füh­rung von Prozessen.

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Über den Autor

Rainer Lothmann

Rainer Lothmann ist Gründer, Unternehmer und Geschäftsführer. Mit DigiLOTH unterstützt er Unternehmen bei der Automatisierung Ihrer Geschäftslogik und Entwicklung von Konfiguratoren.

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