Geschätzte Lesedauer: 4 Minuten

Aufgrund der Digita­li­sie­rung durch­lebt der Einkauf enorme Verän­de­run­gen. Als Unter­neh­men ist es wichtig, sich diese Änderun­gen bewusst zu machen und die nötige Prozess­op­ti­mie­rung vorzu­neh­men, um durch­ge­hend eine effek­ti­ve und effizi­en­te Arbeits­wei­se zu ermöglichen.

Wie die Digita­li­sie­rung den Einkauf verändert

Die zentra­le Aufga­be des Einkaufs ist es, Unter­neh­men mit ihren benötig­ten Gütern zu versor­gen. Daraus ergeben sich 6 Kernauf­ga­ben:

  1. Bedarfs­er­mitt­lung
  2. Beschaf­fungs­markt­for­schung
  3. Analy­se und Bewer­tung der Make or Buy-Frage
  4. Vertrags­ver­ein­ba­rung und Bestellabwicklung
  5. Liefe­ran­ten­ma­nage­ment
  6. Strate­gi­sches Einkaufs­ma­nage­ment und ‑control­ling

Die Einkaufs­pro­zes­se haben sich aufgrund der Digita­li­sie­rung stark verän­dert. Während der tradi­tio­nel­le Einkauf komplett analog erfolg­te, ist die techni­sche Unter­stüt­zung der Aufga­ben­fel­der mittler­wei­le ein wichti­ger Bestand­teil des Prozes­ses und nicht wegzudenken.

Die techno­lo­gi­schen Entwick­lungs­stu­fen lassen sich in vier Phasen unterteilen:

  • Einkauf 1.0 (Tradi­tio­nell)
  • Einkauf 2.0 (1970er Jahre)
  • Einkauf 3.0 (1990er/2000er Jahre)
  • Einkauf 4.0 (Heute)

Was verbirgt sich hinter diesen Begriffen?

Begriff

Beschrei­bung

Merkma­le

Einkauf 1.0: Traditionell

Tradi­tio­nel­ler Einkauf ohne techno­lo­gi­sche Hilfsmittel

  • Manuel­le Tätigkeiten
  • Keine relevan­te techno­lo­gi­sche Unterstützung
  • Physi­sche Bestel­lun­gen, handschrift­li­che Aufzeich­nun­gen und persön­li­che Kommu­ni­ka­ti­on mit Lieferanten

Einkauf 2.0: 1970er Jahre

Tradi­tio­nel­ler Einkauf mit auf Einzel­auf­ga­ben fokus­sier­te Systemunterstützung

  • Punktu­el­le System­un­ter­stüt­zung (MRP)
  • Verein­fa­chung Einzelaufgaben
  • Isolier­tes Einsatzgebiet

Einkauf 3.0: 1990er / 2000er Jahre

Einkauf mit unter­neh­mens­wei­ter Verknüp­fung und einer Automa­ti­sie­rung opera­ti­ver Prozesse

  • Nutzung von Compu­tern für integrier­te Planung und Kommu­ni­ka­ti­on (ERP)
  • Nutzung von E‑Pro­cu­re­ment-Software
  • Punktu­el­le Liefe­ran­ten­an­bin­dung via Internet

Einkauf 4.0: Heute

Weiter­ent­wick­lung und zuneh­men­de Verbrei­tung der 3. Stufe sowie zahlrei­che techni­sche Neuerungen

  • Prozess­ab­bil­dung vollstän­dig mittels E‑Procurement
  • Intel­li­gent-autono­me Bestell­ab­läu­fe (Analy­tics, Big Data)
  • Nutzung E‑Commerce und virtu­el­le Marktplätze
  • Digita­le Liefe­ran­ten­in­te­gra­ti­on via Cloud
  • Aufbau verläss­li­cher digita­ler Vertrags-/Geschäfts­mo­del­le

Quelle: vgl. S.11 Kleemann, F. C. & Glas, A. H. (2020). Einkauf 4.0. In Essentials.

In den frühen Stufen fokus­sier­ten sich die techni­schen Lösun­gen oft auf die Automa­ti­sie­rung opera­ti­ver Aufga­ben wie zum Beispiel das Verein­fa­chen von Bestelllösungen.

Im Einkauf 4.0 spielt die intel­li­gen­te und autono­mie­ge­stütz­te Techno­lo­gie, einschließ­lich digita­ler Schnitt­stel­len zu Beschaf­fungs­märk­ten, eine zentra­le Rolle.

Dies ermög­licht nicht nur eine autono­me Gestal­tung von Einkaufs­pro­zes­sen, sondern verän­dert auch die strate­gi­sche Ebene des Einkaufs, samt Organi­sa­ti­on, Beschaf­fungs­ob­jek­ten und Lieferantenbeziehungen.

Der Einkauf 4.0 wird daher als techno­lo­gi­sche Basis betrach­tet, die sowohl autono­mes Arbei­ten als auch Verän­de­run­gen auf strate­gi­scher Ebene ermöglicht.

Heraus­for­de­run­gen des digita­len Wandels

Der Einkauf ist mit zwei großen Verän­de­run­gen konfron­tiert: die Digita­li­sie­rung der eigenen Prozes­se im Einkauf und die des Beschaf­fungs­port­fo­li­os, also die Auswahl der Produk­te und Materia­li­en, die der Einkauf für das Unter­neh­men besorgt.

Die steigen­de Nachfra­ge nach digita­len Produk­ten und Lösun­gen erfor­dert eine Anpas­sung des Portfo­li­os. Neue Produk­te, Kompo­nen­ten, Rohstof­fe und sogar neue Techno­lo­gien wie 3D-Drucker gehören dazu.

Folgen­de Heraus­for­de­run­gen ergeben sich, laut der Vorstu­die zum Einkauf 4.0 des Fraun­ho­fer Insti­tuts (2016):

Inter­ne Vernetzung

Der Einkauf muss sich intern mit anderen Abtei­lun­gen vernet­zen, um Fachwis­sen zu erlan­gen und relevan­te Infor­ma­tio­nen zu sammeln. Dies erfor­dert eine gute Zusam­men­ar­beit und Kommu­ni­ka­ti­on inner­halb des Unternehmens.

Exter­ne Vernetzung

Das gebün­del­te Wissen soll zudem genutzt werden, um sich an entspre­chen­de Liefe­ran­ten zu wenden und die Beschaf­fung neuer Produk­te zu ermöglichen.

Know-How

Quali­fi­ka­ti­ons­maß­nah­men, Schulun­gen und Weiter­bil­dun­gen sind notwen­dig, um auf dem neues­ten Stand über die Techno­lo­gien und Syste­me zu bleiben.

Erwei­te­rung des Lieferantenportfolios

Mit der Einfüh­rung neuer Produk­te müssen auch neue Liefe­ran­ten gefun­den und ins Portfo­lio aufge­nom­men werden. Dies erfor­dert eine Erwei­te­rung des Liefe­ran­ten­netz­werks und eine effek­ti­ve horizon­ta­le Vernetzung.

Insge­samt sind der Erwerb und die Anwen­dung von Wissen im Einkauf essen­zi­ell, um den Anfor­de­run­gen der Digita­li­sie­rung und neuen Geschäfts­mo­del­len gerecht zu werden.

Mit 6 Schrit­ten zur Prozessoptimierung

Zwar kann sich die eigent­li­che Vorge­hens­wei­se der Prozess­op­ti­mie­rung von Unter­neh­men zu Unter­neh­men unter­schei­den, doch generell lassen sich die Phasen grob wie folgt unterteilen:

1. Identi­fi­zie­rung der Prozesse

Feststel­len und benen­nen der Strategie‑, Kern- und Unter­stüt­zungs­pro­zes­se inner­halb der Einkaufsorganisation.

2. Messung der Prozessleistung

Bewer­tung der Prozess­leis­tung mithil­fe geeig­ne­ter Maßstä­be, um die Ergeb­nis­se des Prozess­ma­nage­ments zu bestimmen.

3. Analy­se und Verbes­se­rung der Prozesse

Überprü­fung der gemes­se­nen Ergeb­nis­se, Identi­fi­zie­rung von Verbes­se­rungs­mög­lich­kei­ten und Umgestal­tung der definier­ten Prozesse.

4. Anpas­sung von Organi­sa­ti­on und Strukturen

Umstruk­tu­rie­rung der Einkaufs­or­ga­ni­sa­ti­on, um die neuen Prozes­se und Metho­den zu integrieren.

5. Veran­ke­rung des Prozessdenkens

Förde­rung einer verän­der­ten Denk- und Arbeits­wei­se aller Mitar­bei­ter im Einkauf, um in den neuen Prozes­sen effek­tiv arbei­ten zu können.

6. Konti­nu­ier­li­ches Prozessmanagement

Sicher­stel­len, dass die Analy­se bestehen­der Prozes­se zur Identi­fi­ka­ti­on von Verbes­se­rungs­po­ten­zia­len nicht nur einma­lig, sondern konti­nu­ier­lich durch­ge­führt wird, um den ständig ändern­den Gegeben­hei­ten gerecht zu werden.

Vortei­le und Ziele

Der Kern für den Geschäfts­er­folg eines Unter­neh­mens ist das Optimie­ren von Arbeits­ab­läu­fen.

Wichti­ge Ziele einer Prozess­op­ti­mie­rung sind:

  • Effizi­en­te­re Arbeits­wei­se bspw. durch verein­fach­te Kommu­ni­ka­ti­on oder verbes­ser­te Datenqualität
  • Schnel­le­re Reakti­on auf Marktänderungen
  • Erhöh­te Trans­pa­renz in der Lieferkette
  • Kosten­re­duk­ti­on
  • Quali­täts­stei­ge­rung
  • Kunden­zu­frie­den­heit

Die Struk­tu­rie­rung von Abläu­fen im Einkauf sowie in der Zusam­men­ar­beit mit anderen Abtei­lun­gen und exter­nen Partnern ist entschei­dend. Ziel ist es, sicher­zu­stel­len, dass sämtli­che Prozess­schrit­te nahtlos aufein­an­der abgestimmt sind und eine effizi­en­te Verknüp­fung zwischen den verschie­de­nen Einkaufs­pro­zes­sen entsteht.

Die Entwick­lung des Einkaufs 4.0 bietet für Prozes­se enorme Vortei­le und Optimierungspotenzial.

So lassen sich beispiels­wei­se betriebs­in­ter­ne Einkaufs­pro­zes­se digital effizi­en­ter erfas­sen und automa­ti­sie­ren, was einen deutli­chen Wettbe­werbs­vor­teil ermöglicht.

Prozessoptimierung im Einkauf

Damit bietet sich die Gelegen­heit, neue Geschäfts­po­ten­zia­le zu identi­fi­zie­ren und den Fokus auf strate­gi­sche Aufga­ben zu legen.

Wichtig ist zu beach­ten, dass die Beschäf­tig­ten auf die umfas­sen­den Daten­schutz­vor­ga­ben aufmerk­sam gemacht und zudem entspre­chend geschult werden müssen.

Am besten infor­miert man die Mitar­bei­ter frühzei­tig und bezieht sie aktiv ein. Dann steht dem Wandel nichts im Wege!

Schließ­lich werden die Mitar­bei­ter beispiels­wei­se von lästi­ger Dokumen­ten­ver­ar­bei­tung entlas­tet. Sie können ihre Aufga­ben effizi­en­ter und stress­frei erledigen.

Mithil­fe der Digita­li­sie­rung kann das Unter­neh­mens­po­ten­zi­al langfris­tig voll ausge­schöpft werden.

Unser Fazit

In Zeiten des digita­len Wandels ist es als Unter­neh­men essen­zi­ell sich anzupas­sen. Damit verschaf­fen Sie sich nicht nur einen Wettbe­werbs­vor­teil, sondern gewähr­leis­ten zufrie­de­ne Mitar­bei­ter, effizi­en­te Arbeits­pro­zes­se und damit eine vollstän­di­ge Ausschöp­fung Ihres Potenzials.

Sie möchten Ihr Unter­neh­men fit für Einkauf 4.0 machen?

Wir zeigen Ihnen wie!

Beratungs­ter­min vereinbaren

Über den Autor

Rainer Lothmann

Rainer Lothmann ist Gründer, Unternehmer und Geschäftsführer. Mit DigiLOTH unterstützt er Unternehmen bei der Automatisierung Ihrer Geschäftslogik und Entwicklung von Konfiguratoren.

Mehr über Rainer Lothmann

Weitere Themen