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Die zuneh­men­de intel­li­gen­te Vernet­zung von IT und Kommu­ni­ka­ti­ons­tech­nik im Rahmen der Digita­li­sie­rung, wirft ein neues Licht auf die Rolle der Geschäfts­lo­gik in Unter­neh­men.

Überall wo intel­li­gen­te Program­me Geschäfts­ab­läu­fe automa­ti­sie­ren und Produk­te bzw. Leistun­gen für Kunden und Mitar­bei­ter digital abbil­den, spielt die im Code einge­bau­te Geschäfts­lo­gik eine entschei­den­de Rolle.

Das ist kein Zufall, denn Indus­trie 4.0 setzt Unter­neh­mens­ent­wick­lung mit der effizi­en­ten Imple­men­tie­rung syste­ma­ti­scher Daten­ver­ar­bei­tung und ‑nutzung gleich.

Man kann sogar einen Schritt weiter gehen und sagen, dass Business Develo­p­ment ohne Digita­li­sie­rung gar nicht mehr möglich ist.

Um zukunfts­fä­hig zu bleiben, müssen Unter­neh­men die Digita­li­sie­rung nicht nur als rein techno­lo­gi­schen Fortschritt begrei­fen, sondern als struk­tu­rel­le Verän­de­rung, die sich auch auf das Konsu­men­ten­ver­hal­ten auswirkt.

Die Wertschöp­fungs­ket­te wird von Infor­ma­tio­nen dominiert, denn der digita­le Kunde tickt anders als der analo­ge Kunde.

Der Daten­wis­sen­schaft­ler Kendall Clark (2022) sieht die wirkli­che Heraus­for­de­rung von Unter­neh­men darin, den Wert der gesam­mel­ten Daten zu extrahieren.

Nicht wenige schei­tern daran, denn nur wer den enormen Daten­fluss inner­halb eines Betrie­bes effizi­ent lenken und nutzen kann, gewinnt.

Als Schnitt­stel­le zwischen Daten­bank und Software macht Geschäfts­lo­gik die Daten nutzbar — nicht nur für den Endkun­den, sondern auch für die Mitarbeiter.

Geschäfts­lo­gik Defini­ti­on (IT)

In der Infor­ma­tik ist Geschäfts­lo­gik (engl. Business Logic) die Verbin­dung zwischen Daten­ba­sis und Anwen­dungs­soft­ware und wird von Program­mie­rern als Business Logic Layer (BLL) bezeichnet.

Die Geschäfts­lo­gik bezieht sich expli­zit auf die Automa­ti­sie­rung der Geschäfts­re­geln.

Sie definiert Syste­ma­tik und Beschrän­kun­gen, wie die Daten der Daten­bank genutzt werden.

Geschäfts­re­geln (engl. Business Rules) sind die Vorga­ben, wie sich Anwen­dungs­soft­ware verhal­ten soll, wenn bestimm­te Daten einge­ge­ben werden.

Das erfolgt über codier­te Wenn-Dann-Abläu­fe und kann so aussehen:

In Geschäfts­lo­gik „übersetz­te“ Geschäfts­re­geln verwal­ten also digital die tägli­chen Entschei­dungs­pro­zes­se inner­halb von Unter­neh­men, indem sie die Bezie­hun­gen zwischen Objek­ten, wie z.B. Kunden­na­me und passen­de Bestel­lung, gliedern.

Ist die Logik erfolg­reich imple­men­tiert und bildet die jewei­li­gen Geschäfts­re­geln umfas­send ab, können Varia­blen, wie z.B. ein Rabatt oder die Farbe mit einem Klick geändert werden.

Anwen­dun­gen, wie z.B. Konfi­gu­ra­to­ren machen die vorhan­den Daten für Kunden zugänglich.

Wie entsteht Geschäftslogik?

Eine große Fehlan­nah­me ist, dass Geschäfts­lo­gik ausschließ­lich in der Software­ent­wick­lung veror­tet ist.

In Wirklich­keit entsteht Geschäfts­lo­gik abseits von IT und Program­mier­spra­che in den Köpfen der Mitar­bei­ter, die für die tägli­che Ausfüh­rung aller wichti­gen Abläu­fe verant­wort­lich sind.

  • Welche Infor­ma­tio­nen brauche ich vom Kunden für ein Angebot?
  • Welches Produkt ist das Beste für meinen Kunden?
  • Was muss ich bei der Herstel­lung eines Produk­tes beachten?
  • Wie muss ich die Maschi­nen ansteuern?

All diese Fragen werden intui­tiv und basie­rend auf Erfah­run­gen, sowie bereits definier­ten Geschäfts­re­geln beant­wor­tet, die über viele Jahre entstan­den sind.

Das wertvollste Gut Ihres Unternehmens

Die entschei­den­de Aufga­be der Digita­li­sie­rung ist es diese „analo­gen“ Logiken und Abläu­fe klar zu definie­ren und in Compu­ter­code zu formulieren.

Dieser Ansatz wird häufig von der Annah­me verdrängt, dass sich bestimm­te Prozes­se nicht „encoden“ lassen.

Owen (2003) kommt zu der Schluss­fol­ge­rung, dass die Imple­men­tie­rung von Geschäfts­lo­gik in Code nicht an den Unter­neh­mens­zie­len schei­tert, sondern daran, wie sie von Program­mie­rern umgesetzt werden.

Er vertritt den Stand­punkt, dass „smart tools“ (dt. intel­li­gen­te Hilfs­pro­gram­me) so gestal­tet sein sollten, dass sie Geschäfts­lo­gik aus dem Code extra­hie­ren und technisch nicht versier­ten Nutzern zugäng­lich machen.

Nur so entste­hen agile digita­le Struk­tu­ren inner­halb von einem Unternehmen.

Ausein­an­der­set­zung mit digita­len Tools

Es ist für Geschäfts­füh­rer und Mitar­bei­ter einer Firma aus diesem Grund unabding­lich sich damit ausein­an­der­zu­set­zen, wie digita­le Tools program­miert werden.

Nur wer Kennt­nis­se in der Software-Entwick­lung hat, kann den Fortschritt der Digita­li­sie­rung inner­halb des eigenen Unter­neh­mens beurteilen.

Eine gute Geschäfts­lo­gik kann immer nur in Teamar­beit zwischen betrieb­li­chen Fachleu­ten und Program­mie­rern entstehen!

Besse­re Usabi­li­ty für Kunden und Mitar­bei­ter dank Geschäftslogik

Digita­le Geschäfts­mo­del­le basie­ren darauf, den Kunden besser zu verste­hen und ihm einen höheren Nutzen bieten zu können.

Geschäfts­lo­gik ist die Basis für eine kunden­ori­en­tier­te Darstel­lung des Sorti­ments oder der Leistun­gen eines Unternehmens.

Je mehr Daten digital hinter­legt wurden und zur Verfü­gung stehen, desto besser gelingt es dem Kunden eine adäqua­te Lösung anzubieten.

Umso besser Geschäfts­lo­gik im Unter­neh­men umgesetzt wurde, desto mehr profi­tie­ren Kunden und Mitar­bei­ter von einem reibungs­lo­sen Kommu­ni­ka­ti­ons­pro­zess, der wieder­um eine Effizi­enz­stei­ge­rung in Form von Zeitein­spa­run­gen nach sich zieht.

Gleich­zei­tig werden Daten gesam­melt, analy­siert und für eine späte­re Verwer­tung nutzbar gemacht.

Der Umgang mit diesen Infor­ma­tio­nen und wie sie durch Geschäfts­lo­gik integriert werden, ist entschei­dend für den Erfolg eines Unter­neh­mens in Indus­trie 4.0.

Was eine kunden­ori­en­tier­te Website ausmacht, können Sie im Beitrag „Geht Ihre Website auf Kunden­wün­sche ein?“ lesen.

Quellen:

Baraho­na, D. (2022). What is a business logic layer?. https://www.apisec.ai/blog/what-is-a-business-logic-layer (Abgeru­fen am 09.07.2023)

Clark, K. (2022). Where does business logic go?. https://www.stardog.com/blog/where-does-business-logic-go/ (Abgeru­fen am 09.07.2023)

Owen, J. (2003). Bring business logic to light. https://www.infoworld.com/article/2073715/bring-business-logic-to-light.html (Abgeru­fen am 09.07.2023)

Über den Autor

Rainer Lothmann

Rainer Lothmann ist Gründer, Unternehmer und Geschäftsführer. Mit DigiLOTH unterstützt er Unternehmen bei der Automatisierung Ihrer Geschäftslogik und Entwicklung von Konfiguratoren.

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