Geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

Die Bedarfs­ana­ly­se ist ein essen­zi­el­ler Schritt in diver­sen Branchen, um gezielt auf Nachfra­gen oder Wünsche zu reagie­ren. Folgen­des Zitat verdeut­licht, warum sie nicht ausge­las­sen werden sollte.

Ohne eine Bedarfs­ana­ly­se ist es wie eine Autofahrt mit verbun­de­nen Augen.

Joern Kettler

Mit Empathie verkau­fen: Emotio­na­le Intel­li­genz als Sales-Code – so finden Sie den besten Zugang zum Kunden, Sprin­ger Gabler, 2021, S.26

Was ist eine Bedarfsanalyse?

Bei der Bedarfs­ana­ly­se handelt es sich um ein Verfah­ren, das den Bedarf an Waren, Perso­nal oder Dienst­leis­tun­gen ermittelt.

Je nach Projekt kann sie sich auf eine bestimm­te Region, einen Zeitraum oder auch auf spezi­fi­sche Perso­nen­grup­pen beziehen.

Sie dient zum Verste­hen und Analy­sie­ren von gegen­wär­ti­gen Bedürf­nis­sen, Wünschen, Erwar­tun­gen oder Nachfragen.

Ebenso können Infor­ma­tio­nen zu zukünf­ti­gen Bedürf­nis­sen abgelei­tet werden. Bedarfs­ana­ly­sen sind beson­ders im Verkaufs­ge­spräch von Relevanz.

Ein Beispiel aus der Automobilindustrie

Ein Automo­bil­her­stel­ler führt eine Bedarfs­ana­ly­se durch, um die Nachfra­ge nach Elektro­fahr­zeu­gen zu ermit­teln. Durch Markt­for­schung, Kunden­be­fra­gun­gen und Trends in der Automo­bil­bran­che identi­fi­ziert das Unter­neh­men den Bedarf an umwelt­freund­li­chen Fahrzeugen.

Basie­rend auf dieser Analy­se entschei­det der Herstel­ler, seine Produk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten für Elektro­au­tos zu erhöhen und verstärkt in die Entwick­lung dieser Fahrzeu­ge zu inves­tie­ren, um den steigen­den Bedarf am Markt zu befriedigen.

Wichtig

Bedarfs­ana­ly­sen dürfen nicht mit Bedarfs­er­mitt­lun­gen gleich­ge­setzt werden. Diese bezie­hen sich auf das Ermit­teln von Verbrauchsmaterial.

Wichti­ge Ziele

Die Durch­füh­rung einer Bedarfs­ana­ly­se ist von entschei­den­der Bedeu­tung, um aktuel­le sowie zukünf­ti­ge Bedürf­nis­se zu erken­nen.

Ein weite­res Ziel ist die Progno­se der zukünf­ti­gen Nachfra­ge.

Dadurch sind Organi­sa­tio­nen in der Lage, sich frühzei­tig auf Verän­de­run­gen einzu­stel­len und fundier­te Entschei­dun­gen zu treffen.

Die Identi­fi­ka­ti­on von Handlungs­be­darf ist ein direk­tes Ergeb­nis der Bedarfs­ana­ly­se, was Organi­sa­tio­nen ermög­licht, geeig­ne­te Maßnah­men abzulei­ten und auf erkann­te Bedürf­nis­se zu reagieren.

Zudem bieten die gewon­ne­nen Erkennt­nis­se aus der Bedarfs­ana­ly­se die Möglich­keit zur Optimie­rung von Prozes­sen, sei es inner­halb der Organi­sa­ti­on selbst oder auf dem Markt.

Das Unter­neh­men kann auf effizi­en­te Weise bestehen­de Abläu­fe verbes­sern und ihre Gesamt­leis­tung steigern.

Metho­den der Bedarfsanalyse

Das Feststel­len des Bedarfs ist ein komple­xer Prozess, der sich in indirek­te und direk­te Metho­den einteilt.

Während bei den indirek­ten Metho­den Sekun­där­da­ten (also bereits vorhan­de­ne Infor­ma­tio­nen) recher­chiert und zusam­men­ge­tra­gen werden, bezie­hen sich direk­te Metho­den auf das Erfas­sen neuer origi­nä­rer Daten.

Wichtig

Bevor letzte­res durch­ge­führt wird, ist es wichtig zu überprü­fen, ob bereits Daten vorhan­den sind, die verwen­det werden können.

Indirek­te Metho­den ermög­li­chen es, schnell und (im Vergleich zur direk­ten Varian­te) kosten­güns­tig in das Problem­feld einzu­tau­chen und sich einen Überblick über verschie­de­ne Aspek­te zu verschaf­fen. Wenn syste­ma­tisch vorge­gan­gen wird, hat man mit relativ gerin­gem Aufwand die nötigen Daten beisammen.

Hierbei sind elemen­ta­re Quellen Inter­net, Litera­tur­re­cher­che und die passen­den Daten­ban­ken.

Mithil­fe von empiri­schen Verfah­ren wie Inter­views oder Befra­gun­gen werden exklu­si­ve aktuel­le Daten ermit­telt. Es handelt sich um direk­te Metho­den. Sie bieten gezielt die nötigen Informationen.

Demnach ist auch der Zeit- und Kosten­auf­wand deutlich höher. So müssen beispiels­wei­se Exper­ten beim Planen, Umset­zen und Auswer­ten einbe­zo­gen werden, um einen fehler­frei­en optima­len Prozess zu ermöglichen.

Indirek­tes Verfahren

Direk­tes Verfahren

Beschrei­bung

Ermitt­lung von Sekun­där­da­ten mittels Recherche

Erfas­sen eigener Daten mittels quali­ta­tiv und/oder quanti­ta­tiv empiri­scher Verfahren

Vortei­le

  • kosten­güns­tig
  • zeitef­fi­zi­ent
  • verschie­de­ne Einblicke
  • zielge­rich­te­te Datenermittlung
  • exklu­siv
  • aktuell

Nachtei­le

  • beschränkt auf vorhan­de­ne Daten
  • eventu­ell veral­te­te Daten
  • kosten­in­ten­siv
  • zeitauf­wen­dig
  • Exper­ten notwendig

Bei den direk­ten Metho­den wird zwischen quali­ta­ti­ven und quanti­ta­ti­ven Ansät­zen unter­schie­den. Zum quali­ta­ti­ven Verfah­ren zählen Inter­views, Fokus­grup­pen (Gespräch mit einer kleinen Teilneh­mer­zahl) sowie Beobachtungen.

Durch das Erheben von Meinun­gen und Erfah­run­gen erzielt man ein tiefes Verständ­nis des Bedarfs.

Mit quanti­ta­ti­ven Verfah­ren (bspw. Frage­bö­gen, Umfra­gen oder Experi­men­ten) wird eine syste­ma­ti­sche Analy­se durch­ge­führt. Das Ziel ist es, statis­ti­sche und numeri­sche Daten zu ermitteln.

Demzu­fol­ge gibt es passend zu den Metho­den offene Fragen, die mit eigenen Worten beant­wor­tet werden oder geschlos­se­ne Fragen mit vorge­ge­be­nen Antwortoptionen.

Die nachfol­gen­de Tabel­le bietet eine Übersicht über beide Verfahren.

Quali­ta­ti­ves Verfahren

Quanti­ta­ti­ves Verfahren

Beschrei­bung

  • Erhebung von subjek­ti­ven Einschät­zun­gen und Erfahrungen
  • Bietet tiefes Verständnis
  • Erhebung stati­scher Daten
  • Syste­ma­ti­sche Analyse

Stich­pro­be

Wenige Teilneh­mer

Viele Teilneh­mer

Fragen

Offene Fragen

Geschlos­se­ne (oder Multi­ple-Choice) Fragen

Beispie­le

  • Inter­views
  • Beobach­tun­gen
  • Fokus­grup­pen
  • Frage­bo­gen
  • Experi­men­te
  • Umfra­gen

Die Grafik veran­schau­licht visuell, in welche Bestand­tei­le sich die Bedarfs­ana­ly­se unterteilt.

Bestandteile einer Bedarfsanalyse

Um eine geeig­ne­te Metho­de zu ermit­teln, sollten folgen­de Fragen beant­wor­tet werden.

In 3 Schrit­ten zur richti­gen Methode

  • Frage­stel­lun­gen sammeln:
    Welche Fragen müssen beant­wor­tet werden? Gibt es bereits Daten und Infor­ma­tio­nen zu den Frage­stel­lun­gen oder müssen diese selbst erhoben werden?
  • Rahmen­be­din­gun­gen:
    Welche Ressour­cen (zeitlich und finan­zi­ell) stehen zur Verfü­gung? Ist das Know-How vorhan­den oder müssen Fortbil­dun­gen durch­ge­führt werden? Ist ein exter­ner Exper­te notwendig?
  • Auswahl:
    Welche Metho­de eignet sich, um die Ziele zu errei­chen? Stimmen die gewünsch­ten Metho­den mit den Rahmen­be­din­gun­gen überein?

Sofern die nötigen Ressour­cen vorhan­den sind, ist es sinnvoll verschie­de­ne Metho­den zu kombinieren.

Bedarfs­ana­ly­sen im Verkauf

Bedarfs­ana­ly­sen spielen auch im Verkaufs­ge­spräch zur Ermitt­lung des Kunden­be­darfs eine wichti­ge Rolle, um die Erwar­tun­gen, Anfor­de­run­gen und Bedürf­nis­se des Kunden zu verste­hen und somit einen Überblick zu schaffen.

Vielfalt an Verträgen

In Branchen wie der Versi­che­rungs- oder Finanz­bran­che ist die Anzahl an verschie­de­nen Verträ­gen so hoch, dass eine Bedarfs­ana­ly­se für das Bestim­men des passen­den Vertrags unabding­bar ist.

Norma­ler­wei­se setzt sich die Bedarfs­ana­ly­se hier aus zwei Formen zusam­men: der telefo­ni­schen Vorana­ly­se und dem persön­li­chen Termin.

1. Telefo­ni­sche Voranalyse

Zu Beginn wird eine telefo­ni­sche Vorana­ly­se vorge­nom­men, um einen Termin zwischen Kunden und Verkäu­fer zu vereinbaren.

2. Persön­li­cher Termin

Beim persön­li­chen Termin findet die eigent­li­che Bedarfs­ana­ly­se statt. Hier stellt der Verkäu­fer geziel­te Fragen.

Bedarfsanalyse

Durch die Analy­se nimmt der Verkäu­fer eine neutra­le Haltung an und verdeut­licht, dass die Priori­tät auf dem Kunden­wunsch liegt. Neben der Ermitt­lung der Bedürf­nis­se trägt das Gespräch zu einer vertrau­ens­vol­len Bezie­hung bei.

Letzt­end­lich hilft sie zu ermit­teln, welche Produk­te oder Dienst­leis­tun­gen am besten zu den indivi­du­el­len Anfor­de­run­gen des Kunden passen.

Damit das Verkaufs­ge­spräch erfolg­reich wird, sollte folgen­des beach­tet werden.

Tipps

  • Stellen Sie offene Fragen, um den Kunden und seine Wünsche präzi­ser ermit­teln zu können.
  • Hören Sie aktiv zu und zeigen ehrli­ches Inter­es­se, indem Sie sich beispiels­wei­se auf Gesag­tes bezie­hen oder Notizen machen.
  • Präsen­tie­ren Sie verschie­de­ne Lösungen.
  • Garan­tie­ren Sie einen roten Faden, damit der Kunde den Durch­blick behält.

Unser Fazit

Wie bereits zu Beginn deutlich wird, bildet die Bedarfs­ana­ly­se eine Grund­la­ge für das Verständ­nis von Wünschen, Erwar­tun­gen und Bedürf­nis­sen einer Zielgrup­pe, um darauf aufbau­end Dienst­leis­tun­gen, Produk­te oder Ressour­cen effek­tiv zu planen.

Bedarfs­ana­ly­sen unter­tei­len sich in indirek­te und direk­te Metho­den, wobei letzte­res deutlich zeitauf­wen­di­ger ist. Im Gegen­satz zu einer Recher­che vorhan­de­ner Infor­ma­tio­nen, wie es bei der indirek­ten Metho­de der Fall ist, werden bei der direk­ten Metho­de neue Daten erhoben.

Um ein umfas­sen­des Bild zu erhal­ten, ist das Kombi­nie­ren von Metho­den vorteilhaft.

Im Verkaufs­ge­spräch ist es als Verkäu­fer wichtig, Kompe­tenz und Inter­es­se zu vermit­teln. Mit geziel­ten Fragen und einem freund­li­chen Auftre­ten wird das Gespräch zum Erfolg führen.

Über den Autor

Rainer Lothmann

Rainer Lothmann ist Gründer, Unternehmer und Geschäftsführer. Mit DigiLOTH unterstützt er Unternehmen bei der Automatisierung Ihrer Geschäftslogik und Entwicklung von Konfiguratoren.

Mehr über Rainer Lothmann

Weitere Themen